Samstag, 23. März 2019

Mobilitätskonzepte für das Mittelrheintal - BUGA und Alltag

Prof. Dr. Heiner Monheim - Geschäftsführung raumkom - Institut für Raumentwicklung und Kommunikation Trier - Tagung "Oberes Mittelrheintal - Zum Umgang mit einer europäischen Kulturlandschaft"

Sehr kritische und ausführliche Betrachtung der Mobilität im WOM. An dieser Stelle nur einige Punkte.

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Ausgangslage Umwelt

  • Starke verkehrsbedingte Belastung durch Lärm und Luftschadstoffe (Straße, Schiene, Schifffahrt).
  • Wachsende Instabilität der Hänge durch Weinbergbrachen, Klimawandel und Starkregenereignisse.
  • Flächenprobleme durch Zersiedlung in den Gleithangbereichen.

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Problem - Talorte und Höhenorte

  • Höhenorte meist ausgeblendet
  • ÖPNV-Verbindungen von oben und unten schlecht
  • "halb oben" liegen auch die vielen Burgen
  • deren Erreichbarkeit oft schlecht

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Einmalig in Deutschland

Fünf Bundesverkehrswege linear direkt nebeneinander

  • 2 x hochbelastete parallele Schienentrassen
  • 1 x hochbelastete Bundeswasserstraße
  • 2 x hochbelastete parallele Bundesstraßen

Und das alles in hochsensibler Landschaft und dichtem Siedlungsband.

Der Rhein mit starker Trennwirkung und die Topographie erzwingen Bündelung.

Welche Lösungen?

Mehr Kompromissfähigkeit in der Straßenplanung mit Hilfe von

  • durchgängigen Tempolimits innerorts (30km/h)?
  • altstadtgerechte Umgestaltung der Bundesstraßen
    • Ortseingänge
    • Querungshilfen
    • Adäquate Radwege (u.U. auch im Fahrbahnbereich)
    • Akzeptanz von "Quetschmaßen"
    • LKW-Fernverkehr "außen rum" (BAB)
  • Flüsterasphalt bei Deckenerneuerung
  • Optische Verengung durch breite Rinnen und schmale Fahrbahnen

Radverkehr als Restgröße, obwohl es sich längs des Rheins um einen europäischen Fernradwanderweg handelt.

  • Breite Fahrbahn, schmaler Zweirichtungsradweg und Minigehweg.
  • Umlaufschranken auf einem Europaradweg? Mit Anhänger, Tandem und Gepäck nicht passierbar.

Ein Betonstreifen wird vor die Flussmauer "gehängt". Dabei wird die ganze Kfz-Fahrbahn erneuert, eine extrem teure Maßnahme mit großem Aufwand und wenig Nutzen. Ergebnis: Miniflächen für einseitigen Zweirichtungsradweg plus Gehweg. Warum nicht bestandsorientiert? Fahrbahn verengen für beidseitigen Schutzstreifen. Leitplanken sind Straßenelemente, sie machen die Straße schneller statt langsamer.

Echter Fahrradservice

  • Breite Radwege
  • interkommunales Leihradsystem à la Mainrad inkl. Pedelec
  • Radstationen an größeren Bahnhöfen
  • Moderne Abstellanlagen an allen Orten und an allen Hotspots der Fahrradtouristen
  • Pumpstationen und Schlauchautomat
  • Bed + Bike
  • Netzwerk Fahrradhandel

Gute Schienenanbindung im Personennahverkehr

Güterschienenlärm als Strukturproblem

Was tun beim Schienenlärm?

  • Sofortmaßnahmen konsequent umsetzen ...
  • auf beiden Rheinseiten
  • nächtliche Tempolimits für Güterzüge anordnen ... (im DB Netz gibt es über 3000 Langsamfahrstellen) ...
  • Alternativtrasse = Bund / DB / Länder ...
  • Modellprogramm für kreativen Lärmschutz auflegen ...
  • Trassenpreise für lärmintensive Güterzüge anheben ...

Auch Flussschifffahrt ist nicht konfliktfrei.

Querbarkeit der Bundesstraßen sind ein Problem. Seltene Mittelinseln und Brücken reichen nicht aus. Brücken und Unterführungen finden wegen der Umwege geringe Akzeptanz und sind ortsbildunverträglich. Alternativ sollten ebenerdige Querungsoptionen angeboten werden. Am besten mit FGÜ und Überholverbot. Sonst mit "Bettelampeln" als Sofortgrün oder mit linienhafter Querung durch gepflasterten und gestalteten Mittelstreifen.

Maßnahmen für Bundesstraßen In Baden-Württemberg werden viele Ortsdurchfahrten von klassifizierten Straßen auf Tempo 30 begrenzt. Aus Gründen der Verkehrssicherheit, des Lärmschutzes, der Minderung von Luftschadstoffen und um bei der Gestaltung flexibler arbeiten zu können. Z.B. die B9 in Hennef mit linienhafter Querungshilfe, Laternen in der Mitte und neuen Bäumen auf beiden Seiten.

Ein ausgewogener Straßenbauentwurf achtet auf das Umfeld und den Fuß- und Radverkehr.

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Weitere Aspekte

  • BUGA-Bussysteme,
  • Der Orts-, Dörfer- oder Landbus, ein Angebot für die Nahmobilität ohne Auto in der Fläche,
  • Autonomes Fahren als Chance für den Mikro-ÖPNV
  • Mittelrhein/BUGA Takt (ITF) sichert Effizienz
  • Neue Flächen gewinnen und Qualitäten schaffen
  • Große Anleger brauchen Flanierflächen für Wartende und Ankommende
  • Häfen als Attraktion
  • Parken intensiv eingegrünt
  • Bahnhöfe und Straßen gestalten

Dieser Vortrag machte sehr deutlich wie wichtig das im Koalitionsvertrag vereinbarte regionale Mobilitätskonzept für das Welterbetal ist.