Mittwoch, 20. März 2019

Für die Erhaltung des Status Quo - keine Brücke

Leserbrief 08.03.2019 Rund um Boppard

Der Kreistag Rhein-Hunsrück hat die Debatte abgeschlossen. Die Landesregierung setzt ihren Weg unbeirrt fort. Seitdem die FDP mit der SPD koaliert steht fest: Eine Brücke muss her. Fassen wir Pro und Contra zusammen.

Pro Brücke gibt es erstaunlich wenige veröffentlichte Argumente. Der Verein ProBrücke nennt am 11.09.2018 in der Rhein-Lahn-Zeitung das Argument, dass das Land Rheinland-Pfalz die geschätzten Kosten von 660.000€ für das förmliche Raumordnungsverfahren übernimmt. Aktuelle inhaltliche Argumente? Sind zur Zeit nicht im Netz zu finden.

Kontra Brücke gibt es viele Argumente. Laut einem Bericht des SWR aus 2010 befürchteten "Die Grünen" damals deutlich höhere Baukosten. Statt der veranschlagten 40 Millionen damals schon 55 Millionen Euro. Außerdem würden nach ihrer Einschätzung jährlich 5.5 Millionen Euro an Unterhaltungskosten anfallen. Wie sehen diese Zahlen von 2019 aus? Weder die Landesregierung noch SPD und FDP äußern sich im Internet.

Ein erstes Gegenbeispiel. Die Rheinbrücke Maxau wurde 1966 eröffnet. Derzeit wird sie unter hohem finanziellem Aufwand renoviert. Sie kann kaum mit einer Rheinbrücke bei St. Goar verglichen werden. Außer damit, dass auch die von der SPD-FDP Koalition in Mainz gewollte Brücke in ca. 50 Jahren erneut erhebliche Folgekosten verursachen wird. Folgekosten, die zusätzlich zu den alljährlich zu zahlenden Instandhaltungskosten noch dazu kommen würden. Dieser Gesichtspunkt wird nach unserem Kenntnisstand nirgends in Betracht bezogen.

Ein zweites Beispiel. Die IHK in NRW zählt im Januar 2019 8! marode Brücken mit einem Kostenvolumen, das jeden Haushaltsrahmen sprengt. Solche Kosten in diesen Dimensionen kämen erst in vielleicht 50 Jahren auf Rheinland-Pfalz zu. Sich damit zu beruhigen geht nicht mehr. Die Haltung, "Was kümmern uns die Probleme unserer Enkel und Urenkel?" ist nicht mehr möglich. Selbst hart gesottene Berufspolitiker, die in diesem Zusammenhang von "Gefühlsduselei" sprechen, müssen umdenken.

Was könnte mit diesem Geld nicht alles sinnvoll angegangen werden? Bei uns in Boppard fehlen ein Freibad und ein Hallenbad. Ganz allgemein mehr Geld für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen in die Hand zu nehmen ist ein wichtiges Ziel.

Die Regierungschefin Angela Merkel (CDU) hält die Demonstrationen für eine "sehr gute Initiative". "Ich unterstütze sehr, dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen", sagte Merkel laut Berliner Zeitung vom 3. März 2019. Gleichzeitig lehnt Bildungsministerin Anja Karliczek Streiks während der Unterrichtszeit ab. In Hamburg wird die Teilnahme der Schüler an den Freitagsdemonstrationen als unentschuldigtes Fehlen ins Klassenbuch eingetragen.

Die Freitagsdemos sind in Koblenz angekommen. Noch geht es "nur" um das Klima. Diese Generation glaubt unseren Politikern nicht mehr. Wirtschaftsminister Peter Altmaier wurde ausgebuht, ihm glaubt man nicht. Diese Kindergeneration will ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen, denn sie hat das Vertrauen in die Politik verloren. Das gab es noch nie. Werden wir ihnen zeigen, dass sie sich in den Erwachsenen im Mittelrheintal getäuscht haben?

Meine Erwartung an die Landesregierung: Keine weitere Rheinbrücke, stattdessen die Finanzierung eines verbesserten Fährangebotes. Selbst wenn sich das Land entschlösse, wie schon einmal erprobt, auf Dauer für einen 24h-Betrieb in St. Goar und für eine Verlängerung in Boppard entsprechen Geld in die Hand zu nehmen. Es käme den Steuerzahler unvergleichlich günstiger. Dazu passt, dass die Rheinvertiefung so schnell wie möglich kommen soll. Bis 2030 ist sie geplant, es kann aber noch länger dauern, denn heute ist Geld schon knapp.

Eine historische Notiz am Rande. Rheinbrücken haben eine Jahrtausende alte Geschichte. Im Frühsommer des Jahres 55 v. Chr. ließ Caesar innerhalb von nur 10 Tagen eine etwa 400m lange Holzbrücke beim heutigen Neuwied über den Rhein errichten, und nur wenige Tage später wieder abbrechen. Sie sollte 'dem römischen Volke würdig' sein. Vermutlich scheute auch er die Folgekosten. Auch bei einer zweiten Rheinbrücke, die er baute, verhielt er sich entsprechend.

Ich bin nicht geboren um aufzugeben. Für mein Vorhaben die Brücke aus allen Planungen endgültig zu streichen, benötige ich Ihre Unterstützung. Bitte schreiben Sie mir kurz Name und Wohnort und Ihre Zustimmung zu meinem Projekt, entweder als Brief oder Postkarte mit dem Stichwort "Keine Brücke" an meine Adresse W. Nitzler, Simmerner Straße 9, 56154 Boppard oder als Email an meine Emailadresse wolfgang.nitzler@nitzler.com.

W. Nitzler