Beim Umpumpen von Tank 7 in das Transportschiff kam es am Samstagabend zu Veränderungen der Stabilität des auf der Seite liegenden Havaristen. Das Vorschiff sackte etwa 20 Zentimeter in Richtung Kolk ab, was zu einer Durchbiegung und Torsion (Verdrehung) des Schiffskörpers führte. Im Bereich des Tankdecks entstanden Beulen, die auf eine enorme Spannung innerhalb des Schiffskörpers hinweisen. Eine weitere Bewegung des Schiffes könnte Schott und Deck brechen lassen. Dies hätte eine unkontrollierte Reaktion von Schwefelsäure mit Wasser zur Folge. Das Bergeunternehmen kann unter diesen Umständen die Sicherheit der an dem Schiff arbeitenden Einsatzkräfte nicht mehr gewährleisten. Die Sicherheit für die Menschen steht für die Einsatzleiter Günter Kern, Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, und Martin Mauermann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, an oberster Stelle. „Wir werden alles tun, um die Bevölkerung, die Einsatzkräfte und die Umwelt zu schützen“, sagte Innenstaatssekretär Roger Lewentz, der für die rheinland-pfälzische Landesregierung den Einsatz koordiniert.
Nach eingehender Prüfung der Lage und Auswertung aller verfügbaren Fakten hat die Einsatzleitung aus Sicherheitsgründen der kontrollierten Einleitung eines Teils der Säure in den Rhein zugestimmt. Während weiterhin daran gearbeitet wird, die in den Tank 7 umgepumpte Säure zu homogenisieren, um diese dann in das Transportschiff zu leichtern, wird parallel – ab heute gegen 12 Uhr – aus den anderen Tanks des Havaristen ein Teil der Ladung kontrolliert in den Rhein gepumpt. Maximal werden 80 Tonnen in der Stunde in den Fluss geleitet. Dies entspricht zwölf Litern Säure in der Sekunde. In einer Sekunde fließen beim heutigen Wasserstand 1,6 Millionen Liter Wasser durch den Rhein.
Die Säure wird durch das Rheinwasser unter Wärmeentwicklung neutralisiert. Bei diesem Szenarium bestehen nur geringe Beeinträchtigungen des Rheins. Wenn überhaupt Schäden auftreten sollten, sind diese auf jeden Fall lokal begrenzt und stellen keine Gefährdung des Ökosystems des Rheins insgesamt dar. Die zu erwartenden pH-Werte bedeuten keine Gefährdung für die Trinkwassergewinnung. Seit der Havarie sind bereits etwa 900 Tonnen der Säure ausgetreten – vermutlich durch die Automatikventile.
Die Kontrolle des Ablassens erfolgt direkt unterhalb des Havaristen durch das Laborschiff MS „Burgund“. Über das Ablassen der Säure in den Rhein setzt das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz nach festgelegtem Modus eine Rheinwarnung ab und informiert alle zuständigen Behörden und Trinkwasserversorger entlang des gesamten Rheins.
Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 11:30h
Keine negativen Auswirkungen auf die Gewässerökologie erwartet
Mit Beginn der Einleitung der Schwefelsäure aus dem havarierten TMS „Waldhof“ in den Rhein, heute Mittag, nahm das Gewässeraufsichtsschiff „Burgund“ erneut andauernde Messungen des Rheinwassers unterhalb der Unfallstelle auf. Der normale pH-Wert im Rhein beträgt etwa 8,0 bis 8,1.
Um 14 Uhr, zirka zwei Stunden nach Beginn der überwachten Einleitung der Schwefelsäure in den Rhein bei Kilometer 555,4, wurde in 200 Meter Abstand zur „Waldhof“ ein pH-Wert von 6,2 gemessen.
In 400 Meter Entfernung waren am linken Ufer keine Veränderungen zu erkennen, am rechten Ufer lagen die pH-Werte bei 7,1 und in der Flussmitte bei 7,2. Damit sind die Veränderungen des pH-Wertes günstiger als erwartet. Negative Auswirkungen auf die Gewässerökologie sind somit nicht zu erwarten. Der mit einer Wärmebildkamera ausgerüstete Hubschrauber der rheinlandpfälzischen Polizei überflog zudem mehrmals den Bereich unmittelbar an der Einlassstelle. Eine Veränderung der Wassertemperatur durch chemische Reaktionen der Schwefelsäure mit dem Rheinwasser war nicht zu messen.
Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 15:30h
Suche nach den Vermissten abgebrochen
Die erneute Suche nach den Vermissten der „Waldhof“-Havarie musste heute Nachmittag ergebnislos abgebrochen werden. Mitgliedern der Technischen Einsatz-Einheit (TEE) der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz gelang es nicht, in die völlig zerstörten, noch unter Wasser stehenden Wohnräume des Havaristen zu gelangen. Die Einsatzleitung, darunter Innenstaatssekretär Roger Lewentz, Havarieleiter Wasserbereich Martin Mauermann und Havarieleiter Landbereich Günter Kern, die sich bei der Polizeieinheit über ihren Einsatz informierten, drückten ihr tiefes Bedauern aus, dass die beiden Besatzungsmitglieder noch immer nicht gefunden werden konnten. Bei der weiteren Bergung stehe die Suche nach den Vermissten weiter im Vordergrund.
Eine aktuelle Information um 17:00 Uhr vom Mess- und Untersuchungsschiff „Burgund“ des Landes Rheinland-Pfalz bestätigte die bereits am frühen Nachmittag gemessenen Werte der Untersuchung der Wasserqualität. Eine weitere Veränderung der pH - Werte ist nicht aufgetreten.
Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 17:15h