Samstag, 5. Februar 2011

Entscheidende Phase bei der Bergung der "Waldhof"


Foto: WSA Bingen

Die Bergung des Tankmotorschiffs (TMS) „Waldhof“ kommt erneut in eine entscheidende Phase. Die Fachleute von BASF, des Bergungsunternehmens Mammoet, der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) und der Feuerwehr stimmten heute Mittag mit der Einsatzleitung das Konzept zur Leichterung der Ladung ab. Dazu wird am Wochenende ein Edelstahltanker an der Unfallstelle erwartet.

Im Moment ist es äußerst schwierig, die Schwefelsäure in den sieben Tanks mit den eingetretenen Vermischungsverhältnissen zu handhaben. Schwefelsäure reagiert in Verbindung mit Wasser äußerst aggressiv und wärmebildend. Deshalb entschieden die Spezialisten den Havaristen in mehreren Schritten zu leichtern.

Zunächst wird der bereits homogenisierte Inhalt aus Tank 7 (hier handelt es sich um eine hochkonzentrierte Schwefelsäure) in das erwartete Schiff mit den Edelstahltanks umgepumpt. In weiteren Schritten wird aus einzelnen Tanks der „Waldhof“ der Inhalt in den dann leeren Tank 7 umgepumpt und dort homogenisiert. Die Experten haben entschieden, diesen Tank als Art „Mischbehälter“ zu verwenden, da dieser oberhalb des Wasserspiegels liegt und somit für die Arbeiten am einfachsten zu erreichen ist. Hier sollen dann alle weiteren notwendigen Homogenisierungsprozesse erfolgen.

Der Transport von Schwefelsäure ist in zwei Konzentrationsbereichen unproblematisch möglich: Über 90-prozentige Schwefelsäure muss in Edelstahltanks transportiert werden. Unter 65-prozentige Schwefelsäure muss in gummierten Tanks transportiert werden.

Säurekonzentrationen im Zwischenbereich müssen entsprechend verdünnt werden, da sie den Gummimantel zerstören könnten. Dies hätte eine schnelle Reaktion der Säure mit dem dahinter liegenden Stahl zur Folge. Ein Transport in diesem Konzentrationsbereich ist nicht möglich, da auch Edelstahltanks nicht geeignet sind.

Die bereits wartenden Leichter mit den gummierten Tanks wurden wegen des fallenden Wasserspiegels vom Loreleyhafen aus zu einem anderen Standort verlegt und warten in der Nähe auf ihren Einsatz.

Vor einem Umpumpen muss nach jedem Homogenisierungsprozess die Konzentration des Inhaltes gemessen werden. Diese Umstände machen den nun folgenden Leichterungsprozess anspruchsvoll und aufwendig.

Mit der gegenwärtigen kontrollierten Tal- und Bergfahrt ist für die Schifffahrt die Situation momentan etwas entspannt. Viele Schiffer warten jetzt stündlich darauf, endlich die Havariestelle passieren und wieder Fahrt aufnehmen zu können. Dies ist auch dringend notwendig. Einerseits für die Kunden, die auf die Ladung warten, andererseits aber vor allem für die Partikuliere und Reedereien, bei denen solch lange Liegezeiten die Existenz bedrohen können.

Die kontrollierte Talfahrt ist heute fortgesetzt worden. Im Lauf des Tages passierten über siebzig Schiffe den Havaristen. Am Vormittag entschieden die Nautikexperten des Wasser und Schifffahrtsamtes, den bisherigen Abstand zwischen zwei Talfahrern von 20 auf sechs Minuten zu verringern, damit mehr Talfahrer am heutigen Tage ihre Fahrt fortsetzen konnten.

Für morgen ist geplant, die kontrollierten Fahrten zu Tal jeweils von 6.30 Uhr ab Bingen bis 18 Uhr zuzulassen. Die letzte Abfahrt soll um 16.45 Uhr in Bingen starten. Zwischen 18 Uhr und 20 Uhr sollen dann die Bergfahrer nach Ansprache am Havaristen vorbeilaufen.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 04.02.2011