Koblenz und der Region droht der Verkehrskollaps: An allen drei Rheinbrücken – also an der Südbrücke, der Pfaffendorfer Brücke und der Bendorfer Brücke – wird gleichzeitig gearbeitet, auf allen dreien fallen Fahrspuren weg. 65 000 Pendler stehen täglich im Stau.
„Was für eine Blamage“
Was für eine Blamage für die Stadt Koblenz und das Land Rheinland-Pfalz! Koblenz versinkt im Autoblechstau und Abgasen, weil weder vorgesorgt noch miteinander geredet wurde. Der Traum von der angeblich freien Fahrt für freie Bürger durch immer mehr Straßen und Autos für jedermann an jeden Ort, auch mitten rein ins städtische Herz, erweist sich offenkundig als Albtraum. Die aufgeschreckte Stadtspitze will nun Gegenmaßnahmen ergreifen, die zumeist nutzlos sind und nie und nimmer nachhaltige Lösungen bringen. Ein bisschen Seilbahn, ein bisschen Fähre, ein oder zwei provisorische Park-and-ride-Parkplätze, in einem halben Jahr vielleicht eine sanierte dritte Spur und alles sowieso noch nicht in trockenen Tüchern.
Lieber OB, lieber Baudezernent, liebe Stadträte, seien Sie doch angesichts des Verkehrskollapses und der Klimakrise endlich mal mutig! Treffen Sie jetzt, sozusagen mit dem Rücken an der Leitplanke, zukunftsweisende Entscheidungen. Lenken Sie die Pendlerströme gezielt und dauerhaft auf den Umweltverbund. Verdichten Sie jetzt den Nahverkehr und machen Sie ihn preiswert bis kostenlos, bei Bussen und auf der Schiene! Beschleunigen Sie neue Schienenhaltepunkte, warum nicht zunächst provisorisch: Rauental, Horchheim, Oberwerth, Industriegebiet sollten die Ersten sein. Hören Sie auf mit den Plänen, die Bahnstrecke Bassenheim–Rübenach–Lützel zugunsten eines Sanitärbetriebes zu verkaufen, und bauen Sie endlich ein Gleis zum Koblenzer Kreuz. Fahren Sie mal mit der Bahn von Buchholz nach Boppard, der Shuttlezug ist voll, warum nicht auch vom Industriegebiet in die Innenstadt. Park-and-ride-Parkplätze gehören dauerhaft in die Nähe von Amazon, nach Bassenheim-Bahnhof, nach Dieblich/Lay, an die Hunsrückhöhenstraße, an die B 9, B 42 und B 49, an die Fritsch-Kaserne und weitere Einfallstraßen und Bahnhöfe, mit Umstieg zum Minipreis. Machen Sie ernst mit Ihren Radwegehauptlinien. Piktogrammketten sind lächerliche, oft verwirrende und wirkungslose Sparschweine. Wir brauchen jetzt echte Radspuren, die man durchgängig von den Nachbarorten bis in die City befahren kann, ohne sich selbst als Radler und ohne die Fußgänger zu gefährden.
Schaffen Sie endlich ein modernes Ausleihsystem für Räder und E-Roller. Und nehmen Sie stauendes und stillstehendes Blech aus der Innenstadt, statt mit billigen Parkplätzen Autos anzulocken. Für all das muss man im Haushalt auch mal Geld umleiten. Und Verkehrsminister Wissing wird sicher gern helfen.
Egbert Bialk, Leserbrief - Koblenz