Seit Jahren haben wir in Koblenz immer wieder mal einen Stau. Eigentlich jeden Morgen und jeden Abend. Mal mehr, mal weniger schieben sich die Automassen über die B 9, Rübenacher Straße, Schlachthofstraße, Friedrich-Ebert-Ring, Mosel-Ring et cetera. Und bei der kleinsten Störung, etwa leichter Schneefall, leichter Regen oder kleiner Auffahrunfall, bricht das Verkehrssystem zusammen. Jetzt trifft es uns dick, mehrere Brückenbaustellen, und der Redakteur Volker Schmidt empfiehlt „Ruhe bewahren, Musik hören“. Was soll man auch machen, wenn es keine Alternative zum motorisierten Individualverkehr gibt?
Und die Region hätte Alternativen: die Bahnstrecke Koblenz-Bassenheim für die Pendler aus dem Maifeld. Die Brexbachtalbahn für die Pendler aus dem Westerwald nach Neuwied. Eine Zugverbindung von Neuwied über Engers, Vallendar, Ehrenbreitstein und Horchheim nach Koblenz zum Haltepunkt Verwaltungszentrum. Schienen-Personennahverkehr wird weltweit ausgebaut und ist das leistungsfähige Grundgerüst des ÖPNV. Durchgehende Fahrradwege, von Auto und Fußgänger getrennt wie weltweit üblich, wären auch eine Alternative.
Herr Schmidt hat vermutlich recht: Die Brückenbaumaßnahmen werden beendet sein, da ist noch kein Zug nach Engers gefahren. Man wird versuchen, noch mehr Straßen zu bauen und noch mehr Geld in Verkehrsleitsysteme zu stecken, bevor man auch nur etwas von der Fahrbahn an Fahrräder abgibt oder auch nur eine der genannten Bahntrassen für den ÖPNV eingesetzt wird.
Die versprochene freie Fahrt für freie Bürger bei Fertigstellung der Brückenbaumaßnahmen kann man nur als sehr ironischen Hinweis verstehen. Hat wahrscheinlich aber keiner verstanden, da man in Koblenz ein automobiles Weltbild hat.
Johannes Fuck, Koblenz