Berlin (dpa) - Zum Welterbetag am Pfingstwochenende haben zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) vor der Zerstörung und dem Verfall einzigartiger Kulturstätten in aller Welt gewarnt. Industrielle Entwicklung, Massentourismus, Raubbau, Klimawandel und bewaffnete Konflikte seien immer mehr eine Gefahr, erklärte der Vorsitzende des Vereins World Heritage Watch, Stephan Doempke, am Freitag in Berlin. Die Unesco habe bei insgesamt mehr als 1000 Weltkulturerbestätten nicht ausreichend Kapazitäten, um sie wirksam zu schützen.
Erstmals legte Doempke einen Jahresbericht seines Vereins vor, der die Berichte von NGOs weltweit zu gefährdeten Kulturstätten sammelt. Er soll dem UN-Welterbekomitee zu seiner 41. Sitzung vom 2. bis 12. Juli im polnischen Krakau zugeleitet werden. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen sei auf die aktive Beteiligung der Menschen vor Ort angewiesen, sagte Doempke.
Insgesamt sind in dem 150-Seiten-Bericht drei Dutzend Kulturlandschaften und Kulturdenkmäler als gefährdet gelistet. Aus Deutschland ist das Rheintal in der Gegend um den Loreley-Felsen dabei. Dort wird seit Jahren um den Bau der sogenannten Mittelrheinbrücke gestritten. «Die Loreley», so Doempke, «ein Herzstück Deutschlands, der Ort einer der anrührendsten, bis heute lebendigen Legenden, wird dem Profit geopfert - das wollen wir nicht hinnehmen.»
Der Verein World Heritage Watch wurde 2014 in Berlin gegründet. Er versteht sich eigenen Angaben zufolge als unabhängige Plattform zum Schutz des Weltkulturerbes. Der Jahresbericht wurde von der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin unterstützt.