Freitag, 2. Juni 2017

Berlin - PM World Heritage Watch und die Bürgerinitiative Rheinpassagen

Aus Anlass des Welterbetages am Sonntag, den 4. Juni erklären World Heritage Watch und die Bürgerinitiative Rheinpassagen

Das UNESCO-Welterbe ist weltweit bedroht
Der Loreley-Felsen wird verschandelt: Wo bleibt der Aufschrei?

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Welterbe bleibt weltweit bedroht. Dies geht aus dem diesjährigen Bericht der Nichtregierungsorganisation World Heritage Watch hervor, der heute veröffentlicht wurde. Eine besonders negative Rolle spielt die Energiegewinnung: Kohlekraftwerke und -häfen bedrohen die Mangrovenwälder im Gangesdelta, das Great Barrier Reef vor Australien, aber auch die historische Altstadt von Lamu in Kenia und für die Tierwelt bedeutende Gebiete Mexikos. Der Woodlands Nationalpark in Kanada wird durch die großflächige Teersandförderung in Mitleidenschaft gezogen, während die empfindliche Ökologie des Baikalsees durch eine Kaskade geplanter Staudämme an seinen Zuflüssen gestört würde. Unregulierte und zum Teil illegale Hotelbauten fordern ihren Tribut in Welterbestätten im Westkaukasus, am Ohridsee Mazedoniens und im bisher unberührten Landesinneren von Bali.

"Viele wichtige Informationen über die tatsächliche Situation an den Welterbestätten erhält die UNESCO nicht aus den offiziellen Berichten, sondern nur von der Zivilgesellschaft", erklärt der Vorsitzende von World Heritage Watch, Stephan Dömpke. "Ohne die Arbeit der vielen lokalen Initiativen hätte die UNESCO daher gar keine adäquate Informationsgrundlage, wenn sie über die Maßnahmen berät, die zum Erhalt der Stätten erforderlich sind."

So hat zum Beispiel China ein großes Naturreservat für die Aufnahme in die Welterbeliste vorgeschlagen, aber verheimlicht, dass dort tibetische Nomaden leben. Diese können nun vertrieben werden. Im vergangenen Jahr, zur selben Zeit, als die Zerstörung von Palmyra durch den IS in aller Munde war, legte die türkische Armee die kurdische Welterbestadt Diyarbakir in Trümmer - und Erdogan verhinderte, dass der Fall überhaupt in der UNESCO diskutiert wurde.

Probleme gibt es aber durchaus auch in Deutschland: Im Welterbe "Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal" hat die sozial-liberal-grüne Koalition in Rheinland-Pfalz die Pläne für die Mittelrheinbrücke wieder hervorgeholt, der Bahnverkehr, der dem Tal schon bisher massiven Schaden zufügt, soll erst langfristig und nicht konsequent verbessert werden , und das gesamte Plateau des Loreley-Felsens soll durch ein Hotel und einen massiven Ausbau der touristischen Infrastruktur überbaut und damit unwiederbringlich verschandelt werden.

Mario Pott von der Bürgerinitiative Rheinpassagen kritisiert Richtung Landesregierung, dass mit vielen ungeklärten Voraussetzungen, ja sogar Halbwahrheiten eine Lösung aller Probleme durch eine Straßenbrücke in Aussicht gestellt wird, während die Menschen eigentlich nur günstig und jederzeit über den Rhein wollten, was mit einer Fährverkehrsverbesserung (Tarifsenkung und 24h-Fähre) sofort und ohne die negativen Folgen der Brücke (Mehrverkehr und Gefährdung des Welterbestatus) erreicht werden könne. Bei den Ausbauten auf dem Loreley-Felsen wird die UNESCO nicht umfänglich mit einbezogen, so ist die Freilichtbühne jetzt erstmalig vom Flusstal aus sichtbar und zerstört das bisher komplett erhaltene Erscheinungsbild eines mythischen Herzstücks Deutschlands. Deshalb werde man beantragen, das Mittelrheintal auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Offenbar habe Deutschland aus dem Verlust der Dresdener Kulturlandschaft durch einen Brückenbau noch keine Lehren gezogen.

Der "Postkartenblick" über die Burg Katz auf den Loreleyfelsen mit der weithin sichtbaren neuen Bühnenanlage

Der Blick von St. Goar

Der Umfang der Großbaustelle auf der Loreley

Das überdimensionierte und von der UNESCO nicht genehmigte neue Bühnendach.

Kontakt:
Stephan Dömpke, World Heritage Watch (0151) 1167-4691 contact@world-heritage-watch.org
Mario Pott, Bürgerinitiative Rheinpassagen (0176) 1100-5401 mario.pott@vcd-rlp.de