Freitag, 3. März 2017

Das Welterbe Oberes Mittelrhein erstickt im Verkehr

PM Das Welterbe Oberes Mittelrhein erstickt im Verkehr - Mittelrheinbrücke und Bahnlärm sind nicht welterbeverträglich

Klaus Thomas Boppard, 3. März 2017

Mittelrhein

Ausgehend von den erwünschten und zur Sicherung des Welterbes erforderlichen strukturellen Verbesserungen im Mittelrheintal lässt sich festhalten, dass zusätzliche anforderungsgerechte Querungen des Rheins erforderlich sind, um den dort lebenden Menschen einen zeitgemäßen Zugang zur gegenüberliegenden Rheinseite zu verschaffen. Das ist eine Grundvoraussetzung zur Stabilisierung des Zentralraums zwischen Boppard, St. Goar und Kaub. Die zur Strukturverbesserung für das Mittelrheintal geplante feste Verbindung ist laut Gutachten der RWTH Aachen grundsätzlich durch Fährverbindungen zum Nulltarif ersetzbar.

Die BI Rheinpassagen hatte die Verhandlungsführer der Koalitionsparteien unmittelbar nach der Landtagswahl 2016 aufgefordert einen „Generalverkehrsplan“ für den Mittelrhein zu erstellen. Dem ist entsprochen worden. Im Koalitionsvertrag steht: „Die Planung einer Mittelrheinbrücke als welterbeverträgliches, kommunales Verkehrsprojekt wird wieder aufgenommen. Diese Planung ist eingebunden in die Entwicklung eines regionalen Mobilitätskonzeptes“. Dieses Mobilitätskonzept wird also klären, ob der optimierte Fährbetrieb zum Nulltarif zur Attraktivitätssteigerung der Lebensbedingungen hier beiträgt und es wird auch feststellen, ob und für wen eine Brücke gebraucht würde.

Das Gutachten der TU Kaiserslautern und der Landesrechnungshof sagen, dass eine Brücke am Mittelrhein die Kategorie einer Landesstraße erhalten muss, weil durch ihren Bau nicht nur ein kreisübergreifendes, sondern überdies ein interregionales und wegen der unmittelbar zusammengeführten Bundesfernstraßen ein weiträumiges Verkehrsnetz entsteht. Derzeit steht fest, dass die Fähren mit dem Bau einer Brücke die Betriebe aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben, Kostendeckung ist dann nicht mehr erreichbar. Darüber ist die Landesregierung informiert.

Die Brücke soll den Verkehr von den beiden Rheinseiten aufnehmen und an die beidseitigen Autobahnen angeschlossen werden, so sind die Zielvorgaben. Brücke und Verkehr müssen aber auch welterbeverträglich sein. Diese Forderung ist angesichts des stetig steigenden Bahnverkehrs mit allen seinen negativen Auswirkungen auch dringend erforderlich. Noch mehr Verkehr darf allein schon wegen der sehr kritischen Betrachtung durch die UNESCO nicht ins Tal kommen. Das Welterbe Oberes Mittelrheintal steht lange schon wegen des “entsetzlichen Bahnlärms” in der Risikoliste (Heritage at Risk): „It is impossible to visit with open senses the Upper Middle Rhine Valley and not notice the tremendous noise caused by the railway”. Weniger Lärm ist ultimativ gefordert: “In proximity of the line, it exceeds the alarm level (Die Alarmschwelle ist überschritten).

Minister Dr. Wissing hatte bei der Kreistagssitzung im Rhein-Hunsrück-Kreis die Umweltverträglichkeit der Brücke angemahnt. Er hatte –offensichtlich in Kenntnis dieser UNESCO-Risikobewertung- auf die Regionalität der Brücke hingewiesen und folgerichtig die latente Gefahr drastisch dargestellt: Überregionaler Verkehr ist das Aus für das Welterbe. Realistische Zukunftsplanung für die Menschen am Mittelrhein steht im Vordergrund der Planungen zur zukunftsorientierten Verkehrsplanung am Rhein, so ist der Vortrag von Minister Wissing in Simmern zu werten.

Die Fähren garantieren den regionalen Verkehrscharakter am Rhein. Mit dem berechtigten Verlangen nach einer schnellstmöglichen Umsetzung eines 24h Fährbetriebs zum Nulltarif sind die Weichen in die attraktive Verkehrsgestaltung zugunsten der Menschen am Rhein gestellt –ohne die Umwelt weiter zu belasten und das auch noch zu sehr viel geringeren Gesamtkosten. Den Verkehrslärm gilt es abzubauen und nicht weiter zu steigern.

Klaus Thomas - Otto Schamari - Elke Greiff-Gossen